DAS ZWITSCHERN IM BLATTWERK
DAS ZWITSCHERN IM BLATTWERK lockt dich hinaus.
Die Pflaumen sind reif, doch was sagt das
über den Sommer? Sichtbar ein Aufbruch
in Bäumen, die Bewegung der Flügel,
deren Zirkelschlag du folgst: am Horizont,
über dem Bogen der Balsampappeln,
steht ein Rhythmus in der Luft und Geruch
wie weißes Versprechen. Darunter
Novembererde, eine Lichtung aus
Krüppelholz, in der die Bewegung
der Flügel verebbt und die Farbe
des Schatten im Tintling gedeiht,
die du aufträgst auf Finger und Gesicht,
dich beschreibst, als stecke im Übergang
Trost. Sichtbar nun ein Salzlecke
zwischen zwei Stümpfen. Vielleicht
ist das schon die Wahrheit: Du näherst dich,
leckst, und es löst sich ein Schuß.
© Jürgen Nendza
From: und am Satzende das Weiß (Weilerswirst: Verlag Landpresse, 1999)
WINTER, DIE KÄLTE, DAS HOLZ
WINTER, DIE KÄLTE, DAS HOLZ. Schwieriger
werden die Türen. Von der sommerlichen Geographie
unserer Körper morgens dieser Beweis:
lachige Flecken, geschlossene Kreise. Die Tischdecke
entwickelt, eine sich fortsetzende Korrespondenz
im langen Atem alter Motive. Hier
ihr Scheitern, die Standpunkte
der Gläser zwischen verschütteter Wut,
und immer verschwindet die Vielfalt im Augenblick
einer Perspektive. Unser schattiges Fresko
aus Rotwein also. In seiner Grundierung
deine Stimme, die noch einmal, hell
vor Erwartung, hochsirrt aus den Verstecken
der Sätze: Das Schiff in deinen Augen
passiert das Weiß, und ich sehe wieder Sand
durch deine Finger gleiten, wie ein Gespräch,
das sich darin gefällt, Klarheit zu suchen.
Nun dieses Frühstück im Winter,
ein Gemälde vergeblicher Wäsche.
Jürgen Nendza
From: Haut und Serpentine (Weilerswirst: Verlag Landpresse, 2004)
The twittering in the foliage
The twittering in the foliage lures you out.
The plums are ripe, but what does that say
about the summer? Visible a decampment
in the trees, the movement of wings
whose circular stroke you follow: on the horizon,
over the vault of the balsam poplars,
there is a rhythm in the air and a smell
like white promise. Below that lies
November earth, a clearing of
kruppelholz, in which the movement
of the wings ebbs and the color
of the shadow in the inkcaps battens,
which you apply to your fingers and face,
describe yourself, as if in the transition lay
solace. Visible now, a salt lick
between two stumps. Perhaps
that is already the truth: you approach,
lick, and a shot rings out.
Winter, the cold, the wood
Winter, the cold, the wood. The doors
become heavier. From the summer geography
of our bodies, this evidence, each morning:
puddling splotches, closed circles. The tablecloth
develops, a self-generating correspondence
in the long wind of old motives. Here
its failure, the standpoints
of the glasses between spilled anger,
and always variety disappears in the instant
of a perspective. Our shadowy fresco --
of red wine, actually. In its foundation,
your voice, which once more, bright
with anticipation, buzzes high-pitched from the hollows
of the sentences: the ship in your eyes
passes the white, and I see again sand
flow through your fingers, like a conversation
that satisfies itself with seeking clarity.
And now this breakfast in the winter,
a painting of futile linen.
[Translations mine]
Die Farbe des Schattens im Tintling gedeiht - und die passenden Bilder mit einem zerfließenden Tintling stelle ich heute auf meinem Blog zur Verfügung.
http://hubschrauber.wordpress.com/2008/10/27/specht-tintling/
Posted by: Rosemarie | October 27, 2008 at 02:44 PM